Im Jahr 1973 hat Thomas Hackel in Göttingen die Firma Toha Plast GmbH gegründet und bis 2007 auch selbst geführt. Die Firma hat Spritzgussteile aus Plastik gefertigt. Als der Eigentümer nach fast 35 Jahren aussteigen wollte, hat der größte Kunde – die Sartorius Biotechnologie – die Firma als hundertprozentige Tochter übernommen. Alle 75 KollegInnen wurden dabei in die neue Tochterfirma übernommen. Jetzt heißt die Firma in schönem Englisch Sartorius Stedim Plastics GmbH und fertigt überwiegend Plastikkomponenten für Filter aus dem Hause Sartorius. Letztes Jahr wurde die Kapazität durch den Neubau einer Fertigungshalle und die Anschaffung neuer Spritzgussmaschinen vergrößert.

MEHR GELD FÜR LEIHARBEITER ...
Immer wieder werden auch Leiharbeiter eingestellt, um die Arbeit für die wachsende Filterproduktion schaffen zu können. Da Stedim Plastics zur Metallbranche gehört, profitieren die Leiharbeiter jetzt auch von dem Branchenzuschlag, den die IG Metall in Verhandlungen mit den Zeitarbeitsfirmen erstreiten konnte. Seit dem 1. November 2012 bekommen Leiharbeiter in der Metall- und Elektroindustrie einen Zuschlag zu ihrem Tariflohn bei der Zeitarbeitsfirma, der nach der Dauer der Beschäftigung in der Metallfirma gestaffelt ist. Wer am 1. November bereits mindestens 6 Wochen beschäftigt war, bekommt inzwischen einen Zuschlag von 45%, also fast noch einmal die Hälfte oben drauf. Für die unterste Gehaltsgruppe bedeutet das dann statt vorher 8,19 € einen Stundenlohn von 11,88 €. Zum Vergleich: Ein Stammmitarbeiter in der untersten Entgeltgruppe bekommt bei Stedim Plastics ca. 9,20 €.


… ABER LEIDER NICHT SO VIEL WIE GEDACHT
Leider ist der Zuschlag daher nicht so hoch wie sich die KollegInnen erhofft hatten. Denn im Kleingedruckten des Tarifvertrages über Branchenzuschläge für Arbeitnehmerüberlassungen in der Metall- und Elektroindustrie (IGMetall- Spitzname: „TV BZ ME“) steht, dass die Leiharbeiter höchstens so viel Entgelt bekommen wie die vergleichbaren Stammbeschäftigten ohne Leistungszulagen. Wenige konnten sich vorher vorstellen, dass diese Begrenzung überhaupt irgendwo zum Tragen kommen würde. Aber als Toha Plast 2007 von Sartorius übernommen wurde, wurde dort im Schnitt weniger als die Hälfte von dem verdient, was im Flächentarifvertrag in der Metall- und Elektroindustrie steht.


LÖSUNG: MEHR GELD FÜR ALLE
Das ist nicht sehr schön für die Stammbeschäftigten und auch ärgerlich für die Leiharbeiter.
Zum Glück gibt es bei dieser Geschichte aber ein Happy End – wenn es auch noch ein wenig in der Ferne liegt. Die Lösung liegt eigentlich auf der Hand: es muss mehr Geld für alle geben!

Sartorius hat das bei der Übernahme von Toha Plast auch zugesagt. Dazu hat die IG Metall mit 'Plastics' einen „Hinführungs“-Tarifvertrag zur Fläche abgeschlossen, der seit Juni 2011 gilt. Urlaubsgeld und Sonderzahlung wurden erheblich gesteigert und der Fläche angeglichen und die „altersvorsorgewirksamen Leistungen“ eingeführt. Die Entgelte wurden um 4% erhöht und durch die Einführung einer neuen Entgelttabelle gab es letztlich sogar etwa 9% mehr für die KollegInnen. Seit Anfang 2013 gilt bei Stedim Plastics auch der Tarifvertrag zum flexiblen Übergang in die Rente (Altersteilzeit).

Bei Abschluss wurde gleich vereinbart, 2013 weitere Schritte zur Heranführung an den Flächentarifvertrag zu verhandeln. Die größten Brocken sind dabei das Entgelt und die Arbeitszeit (zur Zeit bei Stedim Plastics noch 40 Wochenstunden, im Flächentarif 35 Wochenstunden). Wenn das erst einmal so weit ist, wird man wohl nicht mehr sagen können: „Bei uns sind die Leiharbeiter die Besserverdienenden.“