Zwei Jahre Betriebsratsarbeit: viele GewerkschafterInnen, langjährige Personalratsvorsitzende oder Ehrenamtliche müssen wahrscheinlich schmunzeln und fragen sich: „Gibt es da etwas zu feiern?“ Für die inzwischen ca. 150 Beschäftigten des mittelständischen Instituts für angewandte Sozialfragen – einer regionalen gemeinnützigen Einrichtung aus Göttingen mit den Schwerpunkten Rehabilitation, Jugendhilfe, Ambulante Angebote und Bildung – schon, denn der Weg zum Status Quo war nicht immer leicht.

In the beginning there was...

Vor mehr als zwei Jahren fingen einigen Kolleginnen und Kollegen an, sich mehrfach nach Feierabend zu treffen und tauschten sich über ihre Wünsche aus, wie sie sich einen sozialen Arbeitgeber vorstellen. Transparent sollte er handeln, wertschätzend und gerecht. Vor allem wollten sie endlich mitreden können im Betrieb. Die Idee eines Betriebsrats als gelebte Demokratie war geboren. Aber schon bei den Treffen mit KollegInnen aus der Gewerkschaft wurde klar, so einfach und selbstverständlich, wie in den Köpfen der meisten Leute, ist die Schaffung eine Betriebsrates nicht.
Die Unstimmigkeiten rund um die Terminfindung bei Wahl des Wahlvorstandes oder die nicht gerade freundlichen Kommentare über den Betrieb in Internetblogs wurden aber durch die erfolgreiche Wahl des ersten Betriebsrats seit Jahren quasi weggewischt. Über 80% der Belegschaft beteiligten sich an den Wahlen – ein klares Zeichen „Wir wollen mitbestimmen! Wir wollen eine Interessenvertretung!“
Danach begann für das siebenköpfige Gremium die Basisarbeit. Schulungen, Einrichtung von Infrastruktur und das Kennenlernen der Materie. Natürlich standen auch Besuche der Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz, sowie die ersten Gespräche mit der Geschäftsführung an. Alles in allem sehr aufregend und neu für alle Beteiligten.

And the beat goes on!

Wie immer im Leben gab es auch bei der Arbeit des Betriebsrats in diesen zwei Jahren Höhen und Tiefen. Aha-Erlebnisse, wie beispielsweise super besuchte Betriebsversammlungen mit engagierten Kolleginnen und Kollegen, die offen ihre Wünsche und Belange ansprachen. Eine Belegschaft, die den Betriebsrat nicht als Abnickgremium akzeptiert, sondern ihn als Interessenvertretung erlebt.
Selbstverständlich wurde auch gezetert und geflucht: Über fehlende Initiativmöglichkeiten durch das Betriebsverfassungsgesetz, wenn man sich fühlte, als würde einem der Gesetzgeber die Hände fesseln, trotz ausgiebiger Lektüre juristischer Texte. Traurig waren wir auch, wenn wieder engagierte Kolleginnen und Kollegen das ifas verließen und ein Loch in unsere Reihen rissen oder wenn die Stimmung manchmal kippte, weil wir falsch verstanden oder interpretiert wurden.
Auch wenn in Deutschland Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch das Konstrukt der Sozialpartnerschaft eng zusammenarbeiten, so haben sie verständlicherweise doch immer unterschiedliche bzw. gegensätzliche Interessen und vor allem Blickwinkel.
Insgesamt lässt sich als Fazit sagen, dass sich etwas tut. In den vergangenen zwei Jahren hat die Geschäftsführung mehr Transparenz durch ein Mitarbeiter-Info und interne Stellenausschreibungen geschaffen oder die Kilometerpauschale wurde erhöht, um nur einige Beispiele zu nennen.
Es gibt aber immer noch viel für den Betriebsrat zu tun und die Kolleginnen und Kollegen fordern dies auch vehement ein. Die Etablierung eines funktionierenden, akzeptierten und aktiven Gremiums beim ifas ist also nicht zuletzt durch den Rückhalt der Belegschaft für den Betriebsrat gelungen. Dies ermöglicht uns auf Augenhöhe mit der Geschäftsführung zu stehen und unsere Forderungen zu diskutieren.

Let’s push things forward

Dieser Rückhalt ist auch in der momentanen Kampagne für eine gewerkschaftliche Organisierung zu finden, den die ver.di-Betriebsgruppe angestossen hat. Viele Kolleginnen und Kollegen sind im vergangenen Jahr in die Gewerkschaft eingetreten. Ihr gemeinsames Ziel ist, einen Haustarifvertrag beim ifas mit möglichst vielen Mitstreiterinnen und Mitstreitern zu erkämpfen. 

Auf uns als Betriebsrat kommt in Zukunft vielleicht noch mehr Arbeit zu – wenn wir dann die Einhaltung tariflicher Standards überwachen dürfen. Diese Zukunftsmusik hören wir gerne, denn wir arbeiten ja nicht nur, sondern wir tanzen auch