In der Weender Landstraße in Göttingen herrscht noch immer große Unsicherheit. Niemand weiß, wie die Zukunft der Wägetechnik aussieht. Die KollegInnen, die sich mit dem Bau von Industriewaagen beschäftigen, wissen nur, dass sie verkauft werden sollen. Manch einer zweifelt am Sinn des Konzernumbaus, aber der „Markt“ hat längst entschieden: Sartorius- Aktien sind jetzt eine Zockerwährung.

Unter den Mitgliedern der IG Metall herrschte Zufriedenheit als Ende Mai aus Frankfurt das Ergebnis der Tarifverhandlungen mit den Leiharbeitsverbänden iGZ und BAP verkündet wurde. Endlich schien Bewegung in die festgefahrene Situation zu kommen, die durch die ausufernde Beschäftigung von LeiharbeiterInnen in den Betrieben entstanden ist. Drei Jahre lang hat die IG Metall ihre „Equal Pay"-Kampagne durchgeführt – jetzt endlich ein Erfolg.

Über 1.300 von bundesweit insgesamt 6.700 Callcentern (mit über 520.000 Beschäftigten) sind externe Dienstleister, die im Auftrag von Firmen tätig sind. Durch dieses Outsourcing erhoffen sich die beauftragenden Unternehmen Einsparungen, die bekanntermaßen allzu oft zu Lasten der Beschäftigten gehen. Denn die externen Callcenter agieren in tarif-freier Zone und viele von ihnen übertrumpfen sich gegenseitig in einem Wettbewerb um die schlechtesten Arbeitsbedingungen und niedrigsten Löhne. Dieser extreme Druck auf die Callcenter-Beschäftigten führt zu Einschüchterung plus hoher Fluktuation, was wiederum solidarisches Handeln und gewerkschaftliche Organisierung erschwert.
Eines dieser Callcenter mit miesen Arbeitsbedingungen ist hier in Göttingen vertreten: die Invoco Helpline Communication GmbH (Arbeitsschwerpunkt Kabelnetzbetreiber und Telekommunikation) mit 350 Beschäftigten. Sie gehört zur Invoco Holding GmbH mit Zentrale in Hamburg und bundesweit insgesamt 9 Standorten plus neuerdings 2 weitere in Polen und Bulgarien.

Wir erinnern uns: vor vielen Jahren beginnend und bis vor kurzem behauptete das nicht nur Norbert Blüm, damaliger (1982 bis 1998) Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung im Brustton der Überzeugung. Bei Wikipedia finden wir zwar den Hinweis, dass Norbert Blüm auch als Kabarettist auftritt; aber das hat er schon ernst gemeint. Nun gab es auch damals schon Grund daran zu zweifeln. Aber nach etlichen Krisen und geplatzten Blasen (Finanzblasen, Internetblase), kontinuierlich hoher Erwerbslosigkeit und steigender Altersarmut wird inzwischen verstärkt diskutiert, was zu tun ist, um die Rentenzahlungen sicher zu stellen.

Geht es nach dem Willen von SPD und Grünen soll in den nächsten Jahren ein neuer Großkreis aus den bisherigen Kreisen Göttingen, Northeim und Osterode gebildet werden. Dieser neue Großkreis würde rund 3.000 km² umfassen, was in etwa das Dreifache des derzeitigen Kreises Göttingen wäre und hätte rund 475.000 Einwohner gegenüber 260.000 im bisherigen Kreis. In den drei Kreisen und im Göttinger Stadtrat verfügen die fusionswilligen Parteien SPD und Grüne über stabile Mehrheiten. Während DIE LINKE und die CDU im Göttinger Kreistag die Fusion ablehnen, haben Piraten und Freie Wähler dazu keine klare Position, befürworten aber einen Bürgerentscheid über die Fusion.

Unerwartet und ohne Bedingungen hat das Nobelpreiskomitee in Oslo der EU politischen Kredit gegeben. Die Vergabe des Friedensnobelpreises unterscheidet sich deutlich von dem Gebaren, das EU-Troika und Gläubiger den Schuldnerländern der EU gegenüber an den Tag legen. Da werden Kredite verweigert, bis das gesamte Finanzsystem der EU, und damit auch die ausstehenden Forderungen der Gläubiger, am Rande des Abgrunds stehen. Last Minute Kredite werden ausschließlich zur Bedienung solcher Forderungen vergeben. Sie werden zudem mit Steuergeldern der Gläubigerländer abgesichert und an Sparauflagen gebunden, die die Wirtschaft in den Schuldnerländern weiter in den Graben fahren und dadurch deren Schuldenlast weiter vergrößert. Am Ende ist die EU überall diskreditiert. In den Schuldnerländern gilt sie, zusammen mit den Regierungen der Gläubigerstaaten, als Ursache von eskalierender Arbeitslosigkeit und Armut, während sie in den Gläubigerstaaten als eine Umverteilungsmaschine erscheint, die mit hart verdienten Einkommen das ausschweifende Leben in den Krisenländern unterstützt. In Gläubiger- und Schuldnerländern gilt: Wenn „die oben“ von Europa reden, wissen „die unten“, dass es ihnen ans Leder geht. Euroskepsis wird zu offener Ablehnung, die Nation gilt als letzte Zuflucht vor der Macht der anonymen Hände von Finanzmärkten und Eurokraten. Ganz am Ende gehen die unten im Namen der Nation wieder aufeinander los, während die oben grenzenlose Kriegsgewinne einstreichen.