Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) besteht aus der Medizinischen Fakultät der Georg-August-Universität, die Aufgaben in Forschung und Lehre übernimmt, und dem Universitätsklinikum, als einzigem Krankenhaus der Maximalversorgung in Südniedersachsen. Die UMG ist mit ca. 7.500 Beschäftigten größte Arbeitgeberin der Region und mit fast 500 Auszubildenden einer der wichtigsten Ausbildungsbetriebe.

Wie die gesamte Universität, die zusätzlich zur UMG noch einmal 5.500 Beschäftigte im wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Bereich beschäftigt, ist die UMG seit 2003 eine Stiftung Öffentlichen Rechts.

Ort:

Die UMG befindet sich mit den meisten Einrichtungen im Gebäudekomplex in der Robert-Koch-Str. 40. Dieser besteht aus dem sogenannten UBFT-Gebäude  (Untersuchungs-Behandlungs- Forschungs und Therapie Gebäude, u.a. mit dem Zentral OP), den Stationen in den Bettenhäusern 1 und 2, der Kinderklinik und einem Versorgungsgebäude mit Lager, Betriebstechnik, Küche, Wäscherei etc.
Weitere Einrichtungen (z.B. die Psychiatrie und Hautklinik) liegen in der angrenzenden Von-Sieboldt-Straße. Neben einigen zur UMG gehörenden Instituten im Kreuzbergring und der Humboldtallee befinden sich nur wenige Einrichtungen an anderen Orten, wie z.B. dem Nordbereich der Universität. Nach Kauf der Heinbergklinik wird auch diese durch die UMG bewirtschaftet.

Beschäftigtengruppen:

Die UMG ist ein Großbetrieb mit einer heterogenen Belegschaft: Es gibt die Gruppe der ca. 800 Ärzte, unterteilt in die relativ privilegierten Chef- und Oberärzte und die Assistenzärzte. Größte Beschäftigten-Gruppe sind die ca. 1.800 Pflegekräfte, dicht gefolgt von den medizinisch-technischen Angestellten, den MTAs. Die ehemaligen „Arbeiterbereiche“ (vor allem Reinigung und Küche, aber auch der interne Krankentransport und Blutfahrer) werden bei der „Mutter-UMG“ tendenziell kleiner, da Neueinstellungen nur noch über die Tochter-GmbHs zu deutlich schlechteren Konditionen vorgenommen werden (mit  knapp 1.000 Beschäftigten 2016). Durch dieses sogenannte Fluktuationsmodell vollzieht sich schrittweise der Wechsel vom klassischen UMG-Bereich zur Tochterfirma. Dennoch dürften derzeit noch ca. 350 Reinigungskräfte, ca. 80 MitarbeiterInnen der Küche und ca. 40 Beschäftigte in der Wäscherei direkt bei der „Mutter“ angestellt sein.

Weitere Beschäftigtengruppen arbeiten in der Verwaltung, im Lager, in diversen Laboren, in der Wäscherei und Sterilisation, in der Krankenpflegeschule, als Hebammen und in der Hebammenschule, als Logopäden und Physiotherapeuten.

 

 Personalrat UMG:

Der Personalrat der UMG besteht aus 21 Personen  (zuletzt gewählt im April 2016). Zurzeit hat ver.di eine Mehrheit von über 70% der Stimmen und 15 Sitzen, sowie alle sieben Freistellungen inne.

Eine weitere Liste, die im Personalrat vertreten ist: Gesundheitsgewerkschaft Niedersachsen – GeNi (ein kleiner Beamtenbund-Ableger)

Gewerkschaftliche Organisierung, Tarifvertrag und Konflikte

Die Beschäftigten der UMG sind zu ca. 15 Prozent gewerkschaftlich organisiert - allerdings in  verschiedenen Gewerkschaften (ver.di, Marburger Bund und GeNi).

Dies entspricht dem (schlechten) Durchschnitt an deutschen Krankenhäusern. D.h. es gibt genügend Gewerkschaftsmitglieder, um nicht vollkommen ignoriert zu werden, allerdings zu wenige, um tatsächlich Verbesserungen zu erstreiten, wie sie nötig wären. 

Die Gruppe der Ärzte ist mit gut 40% Organisationsgrad am besten organisiert (ca. 300 beim Marburger Bund, plus einige bei ver.di).  Weitere ca. 700 Beschäftigte  sind bei ver.di organisiert und ca. 25 im kleinen Beamtenbundableger GeNi.

Die Arbeitgeberin UMG ist nicht direkt tarifgebunden (d.h. es gibt keine direkte Tarifbindung zwischen der UMG und der Gewerkschaft ver.di und auch keine Mitgliedschaft der UMG in einem tarifgebundenen AG-Verband).
Die UMG erfüllt allerdings die Vorgabe aus dem NHG §58, in welchem die Stiftungsuniversität angehalten wird, den Tarifvertrag der Länder (TV-L) anzuwenden. Dieser Tarifvertrag wird einzelvertraglich den Beschäftigten der UMG zugesichert.

Das Konfliktthema No. 1 an der UMG ist der eklatante Personalmangel in vielen Bereichen, der zu Arbeitsüberlastung, hohem Krankenstand und teilweise gefährlicher Pflege führt. Nicht nur, aber vor allem in der Pflege, gehen viele KollegInnen auf dem Zahnfleisch, kaum eine Krankenschwester hält bis zur Rente durch, es gibt zahlreiche Überlast-(Gefährdungs-)anzeigen aus den verschiedenen Bereichen.

Im Vergleich dazu weniger schwerwiegend, aber aufgrund der lang anhaltenden Dauer des Konflikts dennoch wichtig, ist der Kampf und die Bezahlung der Umkleide- und umkleidebedingten Wegezeiten.

Hier ist die Rechtslage eindeutig: Die UMG muss die Umkleide und die durch sie veranlassten Wegezeiten von der Umkleide auf Station bezahlen, tut das aber in vielen Fällen nicht. Was nervig für die einzelne Beschäftigte ist, wächst sich betrieblich betrachtet zu einem handfesten Skandal aus: Wenn nur die Hälfte der Pfleger und Krankenschwestern um ihre Zeiten betrogen werden, dann summiert sich dies schnell zu 20 Stellen! Denn wenn jede Krankenschwester pro Tag nur 10 Minuten Umkleide- und umkleidebedingte Wegezeiten bezahlt bekommen müsste, sind dies 50 Min. in der Woche, mal 45 Arbeitswochen summieren sich schnell 37,5 Stunden im Jahr pro Krankenschwester/Pfleger.

D.h. jede Pflegekraft wird um eine Arbeitswoche pro Jahr betrogen. Dies auf ca. 900 betroffene Pflegekräfte hochgerechnet entspricht gut 20 Vollzeitstellen!

Auch problematisch ist die starke Hierarchisierung und das teilweise vorhandene Klima der Einschüchterung und Angst, welches das Patientenwohl auch gefährden kann (vgl. Organ-Transplantationsskandal).

Die Ausgründung der sogenannten patientenfernen Bereiche in die Tochter GmbHs mit den verbundenen Schlechterstellungen der dort Neueingestellten führt zu weiteren Problemen: Die hier mehrheitlich arbeitenden Frauen bekommen oft nur Teilzeitverträge mit Hungerlöhnen, d.h. 900 brutto, 650 netto - und dann geht’s nicht ohne Zweitjob oder Aufstocken vom Amt… (siehe auch Tochter-GmbHs).

Tochter-GmbHs:

Es gibt z.Zt. vier Tochter-GmbHs: Die UMG Gastronomie GmbH, die UMG Klinikservice GmbH, die UMG Facility GmbH und die UMG IFS GmbH.

Die UMG Klinikservice GmbH

...ist die Größte der ausgegründeten GmbH, eine seit kurzem 100%ige UMG-Tochter mit ca. 500 „echten“  GmbH MitarbeiterInnen. Diese arbeiten in Teams zusammen mit den Alt-Beschäftigten der UMG-„Mutter“ ... allerdings zu sehr viel schlechteren Konditionen. Seit 2015 bewirtschaftet diese GmbH auch die Reinigung der kompletten Universtität Göttingen , nicht nur die der UMG. Ende 2016 hat der UMG Vorstand mitgeteilt, die Alt-Beschäftigten in der Reinigung nun auch formal korrekt in die UMG-KSG gestellen zu wollen.

Hauptthema in dieser GmbH ist die schlechte Bezahlung, ca. 30% weniger als die Alt-Beschäftigten verdienen die GmbH-Reinigungskräfte und Bettenfahrer, Blutfahrer und in der Wäscherei Tätigen. D.h. viele Kolleginnen müssen einem Zweitjob nachgehen oder aufstocken.

BR-Wahl:  In der UMG Klinikservice GmbH wurde 2014 zweimal ein BR gewählt (nach Anfechtung der 1. Wahl durch eine arbeitgebernahe Liste). Der BR bestehend z.Zt. aus 11 Personen. Die ver.di-Liste errang eine knappe Mehrheit und stellt die Vorsitzende und den stellvertretenden Vorsitzenden.

Gewerkschaft und Tarifvertrag: Es gibt zaghafte Bestrebungen einen Haustarifvertrag zu erstreiten, aufgrund des relativ niedrigen Organisationsgrades (ca. 15% der Beschäftigten sind in ver.di organsiert) ist das aber wohl eher eine mittelfristige Perspektive. Zurzeit diktiert der Arbeitgeber die Anwendung des für allgemeinverbindlich erklärten Mindestlohn-Tarifvertrags der IG BAU für das Reinigungsgewerbe, verbunden mit ein paar selbstgebastelten Lohngruppen für den internen Krankentransport etc.

Die UMG Gastronomie GmbH

Die UMG Gastronomie GmbH ist die zweitgrößte 100%-Tochter-GmbH der UMG. Hier arbeiten ca. 200 GmbH-Beschäftigte plus ca. 80 „Gestellte“ (also Beschäftigte mit Alt-Verträgen). Auch hier ist das Hauptthema aus Beschäftigtensicht die miese Bezahlung, welche verbunden mit Teilzeitverträgen die KollegInnen zwingt, Zweitjobs nach zu gehen oder "aufzustocken".

Außerdem sind Personalmangel und schlechte Arbeitsbedingungen (z.B. Hitze, Feuchtigkeit, Lärm in der Zentralküche) Thema unter den Beschäftigten. Der Organisationsgrad ist inzwischen beachtlich, weshalb KollegInnen auch begonnen haben, für eine tarifvertragliche Angleichung der Arbeitsbedingungen zu denen der Altbeschäftigten zu streiten.

Die UMG-facilities GmbH

Aus einem privaten Sicherheitsdienst hervorgegangen, und zu Beginn in Kooperation mit der Firma Elkos, breitet sich die UMGf immer weiter aus und übernimmt mittlerweile auch handwerkliche Aufgaben, Fahrdienste u.ä. Dies führt zu großem Unbehagen bei vielen der Alt-Beschäftigten, da sie Angst haben, verdrängt zu werden. Diese Tochtergesellschaft hat noch keinen Betriebsrat.

Die IFS GmbH

Sie ist die kleinste Tochterfirma der UMG und beschäftigt sich in erster Linie mit Studien und Forschung. Es gibt inzwischen einen Betriebsrat. Allerdings sind hier die Probleme ganz anders gelagert als bei den größeren Töchtern. Es heißt diese Tochter soll wieder komplett in die UMG zurückgeführt werden ....