Erwachsenenbildung: Der K(r)ampf geht weiter!

Vielleicht erinnert sich noch die eine oder der andere: Die Landkreise Göttingen und Osterode haben im Frühsommer ihre Volkshochschulen (KVHS) und Kreismusikschulen (KMS) ausgegründet und zur KVHS Südniedersachsen gGmbH (gemeinnützige GmbH) fusioniert. Der Göttinger Betriebsexpress berichtete im Frühjahr von der Auseinandersetzung um die Ausgründung und der dabei gleich mit beabsichtigten Absenkung der Gehälter. Inzwischen hat sich Einiges getan:

Zwar konnte die Ausgründung nicht grundsätzlich verhindert werden. Jedoch erreichten die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten, dass die Kreistage in ihren jeweiligen Ausgründungsbeschlüssen der neuen gGmbH die sehr konkret gefasste und eindeutige Empfehlung gaben, die Übernahme des Haustarifvertrages der VHS Göttingen e.V. von 2007 ver.di anzubieten. Dieser Haustarifvertrag der bisherigen VHS Göttingen e.V. vereinbart materiell die Anwendung des TVöD und ermöglicht in einigen wenigen Fällen sogar eine bessere Eingruppierung, als sie zumindest im Landkreis Göttingen praktiziert wird. Wie Betroffene berichten, erklärte zunächst auch der neue gGmbHGeschäftsführer Marcel Riethig, dass die gGmbH sich an die Kreistagsbeschlüsse gebunden sähe. Allerdings ruderte er dann praktisch zurück und schlug eine andere Entgeltordnung vor, die zu einer deutlich schlechteren Entlohnung der Beschäftigten führen würde! Die Beschäftigten haben hierfür überhaupt kein Verständnis und erschienen auch deshalb zahlreich zum offiziellen Auftakt der Tarifverhandlungen am 22. Oktober (siehe Foto von Klaus Peter Wittemann).

Aktive berichten, dass die Beschäftigten sich nicht länger „verarschen“ lassen wollten und auch die Politik in der Verantwortung sehen, dafür zu sorgen, dass endlich die Kreistagsbeschlüsse umgesetzt werden. Es bleibt also spannend, wie sich die rot-grün-gelbschwarze Privatisierung der ehemals „öffentlichen“ Weiterbildungsinstitutionen auf die Arbeitsbedingungen auswirkt….


… UND DIE VHS GÖTTINGEN E.V. ?
Der Schulbetrieb der Göttinger Vereinsvolkshochschule wurde zum 1. Oktober auf die neu gegründete städtische gGmbH übertragen, mit dem erklärten Ziel, so die Fusion mit der großen KVHS Südniedersachsen (s.o.) vorzubereiten. Auch hier ist bei Redaktionsschluss unklar, ob und ggf. wann –wie mehrfach von Seiten der Stadtverwaltung eindeutig zugesagt- der alte Haustarifvertrag endlich wieder in Kraft gesetzt wird. Der Rot-Grün dominierte Vereinsvorstand der VHS Göttingen e.V. hatte diesen Haustarifvertrag 2012 gekündigt und sich zusammen mit dem Geschäftsführer Thomas Eberwien bislang geweigert, diesen wieder in Kraft zu setzen. Die Folge ist eine Abkoppelung der Beschäftigten vom TVöD, die diesjährige Lohnerhöhung wurde nicht mehr gezahlt.


… UND DIE GAB DUDERSTADT? Auch die Übernahme der Duderstädter GAB (Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung Südniedersachsen) durch den Landkreis Göttingen wird weiter vorbereitet. Damit soll ein weiterer großer und „inhouse-fähiger“ Bildungsträger geschaffen werden, d.h. der Landkreis als eigenständiger Bildungsanbieter auftreten. Ob die Neustrukturierung damit abgeschlossen sein wird, darf bezweifelt werden: Wenn die Fusion der VHS und KVHS erfolgreich verlaufen sollte, wird sicherlich die Fusion der GAB-Inhouse GmbH mit der städtischen Beschäftigungsförderung erneut auf der Tagesordnung stehen.

Für den gesamten Prozess gilt: Ohne eine selbstbewusste Organisierung der Beschäftigten und Entwicklung von Konfliktfähigkeit drohen die Arbeitsbedingungen unter die Räder zu kommen! Mit einer Vielzahl von Aktionen konnten die betroffenen KollegInnen in den vergangenen Monaten schon beeindruckende Erfolge erzielen. Liebe LeserInnen, haltet auch ihr Augen und Ohren offen, mischt auch ihr euch ein – die KollegInnen freuen sich auf eure Unterstützung!