Die gewerkschaftlich Organisierten im „Mutterschiff“ (ca. 7.000 Beschäftigte) haben gerade mit großer Mehrheit einem Tarifabschluss zugestimmt, welcher ihnen kaum mehr als den Ausgleich der (erwarteten) Inflationsrate beschert: rückwirkend +2,65% zum Januar 2013 und weitere 2,95% zum Januar 2014. Ausschlaggebend für die hohe Zustimmung zu dem zwei Jahre laufenden Tarifvertrag war vielleicht die Verteidigung der 30 Tage Urlaub für Alle, welche durchweg positiv gewertet wurde.
Außerdem wurde vereinbart: ein Plus von 50 Euro mehr pro Monat für Azubis und weitere 2,95% zum Januar 2014.

Dass die Arbeit im Transport- und Logistikgewerbe kein Zuckerschlecken ist, das dürften die meisten LeserInnen des GBE wissen. Und dabei geht es nicht nur um die „Ritter der Landstraße“, die mit ihren hochgerüsteten 300PS-Schlachtrössern über die Autobahnen donnern. In den Zeiten der „Just-in-Time“-Lieferung, also der stundengenauen Lieferung von Material ist kein Platz mehr für Trucker- Romantik. Nicht nur auf den Autobahnen, sondern auch in den Verteilzentren ist immer mehr Arbeit als die KollegInnen schaffen können. So sieht es auch beim Göttinger Versanddienstleister Distribo aus. Diese Firma wurde im Jahr 2004 als Gemeinschaftsunternehmen von Zufall und der Göttinger Firma Sartorius (26% Anteil) gegründet – einziger Firmenzweck: die Produkte von Sartorius zu lagern und zu verschicken.

Im Jahr 1973 hat Thomas Hackel in Göttingen die Firma Toha Plast GmbH gegründet und bis 2007 auch selbst geführt. Die Firma hat Spritzgussteile aus Plastik gefertigt. Als der Eigentümer nach fast 35 Jahren aussteigen wollte, hat der größte Kunde – die Sartorius Biotechnologie – die Firma als hundertprozentige Tochter übernommen. Alle 75 KollegInnen wurden dabei in die neue Tochterfirma übernommen. Jetzt heißt die Firma in schönem Englisch Sartorius Stedim Plastics GmbH und fertigt überwiegend Plastikkomponenten für Filter aus dem Hause Sartorius. Letztes Jahr wurde die Kapazität durch den Neubau einer Fertigungshalle und die Anschaffung neuer Spritzgussmaschinen vergrößert.

Tolle Nachrichten über Mahr gab es im März im Göttinger Tageblatt zu lesen: Über eine Million Euro hat der Göttinger Messgeräte- und Anlagenhersteller in den Ausbau eines neuen Ausbildungszentrums am Brauweg investiert. Die zur Zeit 40 zukünftigen IndustriemechanikerInnen und ElektronikerInnen sollen so bessere Lernbedingungen erhalten. Tatsächlich ist das qualitative Niveau der Ausbildung hoch: zweimal schon kam der Bundessieger im Bereich IndustriemechanikerIn aus dem Göttinger Betrieb. Stolz verkündete Geschäftsführer Gais: „Mahr übernimmt nahezu alle Auszubildenden und auch die Studenten aus dem Praxisverbund!“ Das ist erfreulich für die Auszubildenden, ist aber auch nicht so aufregend, da der Tarifvertrag der IG Metall die unbefristete Übernahme der Auszubildenden ja seit einem Jahr als Regelfall vorsieht. Aber sicher freuen sich die GBE-LeserInnen mit über die erfolgreiche Ausbildung bei Mahr und über den erfolgreichen Kampf der IG-Metall- Jugend bei der „Operation Übernahme“.

Wenn Sartorius in den letzten Monaten in der Presse erwähnt wurde, dann meistens mit einem bewundernden Unterton. Den Vogel schoss vor einem Jahr ein Artikel in den Börsennachrichten der ARD ab: „Eine Aktie zum niederknien“, titelte boerse.ard.de damals – ein Jahr später spendiert die Börsenredaktion immerhin ein Fragezeichen, weil der Aktienkurs seit dem Rekordhoch im März etwa 10% niedriger liegt. Das ist verständlich, denn für einen Aktienbesitzer, der pro Aktie den Höchstpreis von mehr als 90 Euro gezahlt hat, ergibt sich bei einer Dividende von 0,94 Euro gerade mal ein Sparbuchzinssatz. Die richtig dicken Gewinne dürften also Börsianer gemacht haben, die z.B. vor einem Jahr Aktien gekauft haben und diese inzwischen wieder versilbert haben. Geschickte Zocker konnten so ihr Kapital in einem Jahr glatt verdoppeln. Im Göttinger Tageblatt wurde von rührenden Szenen auf der Aktionärsversammlung berichtet: zufriedene Aktienbesitzer haben Lobesverse auf Vorstand, Aufsichtsrat und Mitarbeiter vorgetragen.

Warum in vielen Betrieben bisher noch zu wenig getan wird

Der demografische Wandel und seine Folgen für Betriebe sind ein Dauerthema. Immer häufiger findet sich die Einschätzung, dass die Verknappung des Arbeitskräfteangebots und die Alterung der Belegschaften zu strategisch wichtigen Herausforderungen für die deutsche Industrie werden. Um ihre Leistungsfähigkeit auch künftig erhalten zu können, müssen Betriebe Organisationslösungen finden, die besser als bislang die Anforderungen der unterschiedlichen Altersgruppen berücksichtigen und den Beschäftigten sowohl ein gesundes Altern in der Arbeit als auch eine Erwerbstätigkeit im Alter erlauben. Gerade für Betriebsräte könnte der demografische Wandel damit ein Hebel zur Durchsetzung besserer Arbeitsbedingungen sein. Zugleich gilt: In den Unternehmen finden sich zwar Initiativen mit Blick auf den demografischen Wandel, gerade in den Feldern Arbeitsorganisation und –gestaltung bestehen jedoch große Umsetzungsdefizite. Warum ist das so? Und unter welchen Bedingungen verfolgen Betriebe eine alter(n)sgerechte Arbeitspolitik? Das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) ist diesen Fragen durch Fallstudien in den wichtigsten Industriebranchen nachgegangen und hat hierbei vor allem die Rolle der betrieblichen Akteure untersucht.

Junge GewerkschafterInnen werden aktiv

In dem Projekt „Perspektive U35“ setzen sich junge Mitglieder in der Region Süd-Ost-Niedersachsen aktiv für ein gewerkschaftliches Engagement in Betrieb und Gesellschaft ein.