Die Firma Mahr in den Göttinger Leinewiesen gehört zu den Metallbetrieben, die es im Krisenjahr 2009 besonders hart getroffen hat. Der Unternehmensbereich „Messtechnik“ hat vor allem die Automobilindustrie als Kunden. Dort wurde 2009 hart gespart und das haben Firmen wie Mahr bitter zu spüren bekommen – der Umsatz brach um 40% ein, die Aufträge sogar noch mehr. Mahr ging es wie vielen mittelständischen Betrieben: die Banken hatten mit ihrer eigenen Krise genug zu tun und dachten nicht daran auch noch Geld zur Rettung solcher Firmen zu riskieren. Der GBE hat über die harten Zeiten bei Mahr mehrfach berichtet: die KollegInnen mussten auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten und in Kurzarbeit gehen.

Und immer noch wird teilweise kurz gearbeitet.

Etwa 200 KollegInnen arbeiten ca. 15% weniger als normal. Inzwischen ist der Umsatz wieder angestiegen. Aber auch 30% Umsatzzuwachs gegenüber 2009 sind nicht genug, um das Niveau des Jahres 2008 wieder zu erreichen. Bemerkenswert ist, dass die Firmenleitung weiterhin möglichst viele Fachkräfte im Betrieb zu halten versucht. Das ist doch ein deutlicher Unterschied z.B. zu Sartorius, wo 100 KollegInnen in eine Transfergesellschaft geschoben werden. Zwar wird auch bei Mahr versucht, ältere KollegInnen zum vorzeitigen Ruhestand zu bewegen oder irgendwie sonst „heraus zu kaufen“, aber betriebsbedingte Kündigungen sind nicht geplant.
Das laufende Geschäft stellt sich bei Mahr allerdings ähnlich chaotisch dar wie in vielen kleinen und mittleren Betrieben: zwar soll aus finanziellen Gründen die Möglichkeit der Kurzarbeit bis Februar 2011 ausgeschöpft werden, aber auf der anderen Seite kommen die KollegInnen mit der Arbeit kaum nach. Da ist zum Einen der Bereich Spinnpumpen, der sowieso kaum von der Krise (und der Kurzarbeit) betroffen war und weiterhin 'brummt'. Da ist zum Anderen die schwierige Versorgung mit Bauteilen. Insbesondere manche elektronische Komponenten sind zur Zeit auf dem Weltmarkt schwer zu bekommen und dann gnadenlos überteuert. Bauteile, auf die man in normalen Zeiten 6 Wochen warten muss, sind nun erst nach 6 Monaten zu bekommen. Das macht eine Fertigungsplanung natürlich komplizierter. Dazu kommen allerdings hausgemachte Probleme. Die Umstellung auf die sogenannte 'Pull'-Steuerung, bei der eine Komponente oder ein Produkt erst hergestellt (oder bestellt) wird, wenn es gebraucht wird, spart zwar Lagerkosten ein, sorgt aber für noch längere Lieferzeiten, wenn es unvorhergesehene Engpässe gibt. Außerdem hat Mahr in Tschechien, wo die Möglichkeit der Kurzarbeit wie in Deutschland nicht bestand, eine Menge KollegInnen entlassen und sich damit selbst Lieferengpässe beschert. Das gleiche gilt für einfache Produkte und Komponenten, die inzwischen auf dem Weltmarkt eingekauft werden. Wenn eine Firma „Outsourcing“ betreibt, sitzt sie eben nicht mehr selber an der Quelle …